25. März 2009

Die Ludolfs – Der Film: Dankeschön für Italien!

Category: Film,Sneak,Wuppertal — Dennis @ 15:55

Die Ludolfs - Der Film: Dankeschön für Italien! Ach, liebe Sneak, wie habe ich dich vermisst. Trotz deines mittlerweile unverschämtunverhältnismäßig hohen Preises, trotz deiner langweiligen Gewinnspiele (ich habe zwei Freikarten für Crank 2 gewonnen, hätte das nicht was anderes sein können?!), trotz der Ungewissheit, dem ängstlichen Bangen – trotz alledem habe ich dich irgendwie vermisst. Nachdem ich ja (wie mir das Internet verriet) Perlen wie Spritztour, Shopaholic und The Unborn verpassen durfte, trauten wir uns gestern einmal wieder in die heiligen Hallen des Wuppertaler Cinemaxx und bekamen eine Extra-extra-extra-extraportion westerwälder Schwürbel aufgetischt: Die Ludolfs – Der Film!

Wer diesem Phänomen in der freien Wildbahn noch nicht begegnet sein sollte, möge mir auf einen kurzen Exkurs folgen. Die Ludolfs sind die Übriggebliebenen einer Schrottplatzdynastie im Westerwald, die von ihren Eltern begründet wurde und noch heute besteht. Die vier Brüder Peter, Manni, Uwe und Günter arbeiten und leben auf dem Schrottplatz und scheinbar fanden genau diesen Umstand (sowie die dezent verschrobenen Charaktere) einige Radio- und Fernsehsender so bemerkenswert, dass sie eine Dokumentation über die Ludolfs drehten. Und noch eine. Und noch eine…
Mittlerweile gibt es die Ludolfs im Deutschen, Holländischen und Russischen Fernsehen, auf DVD, in Comics und in Büchern – und jetzt auch auf der Leinwand.

Ich muss gestehen: Bislang schaffte es der Hype, den besonders die Serie in einigen Kreisen erzeugte, nicht, auch mich mitzureißen. Von einigen Zap-Unfällen abgesehen hielt ich Abstand von den Ludolfs und sortierte sie in meiner kleingeistigen Kategorisierung in der Nähe von Eine schrecklich nette Familie ein. Wenn mich der gestrige Abend nun auch nicht zu einem Ludolf-Fan gemacht hat, der begeistert Ludolf-T-Shirts, Ludolf-Tassen und Ludolf-Tischdeckenbeschwerungsringe kauft, so kann ich heute zumindest einen Teil der Faszination verstehen.

Wie sieht der typische Tagesablauf eines Ludolf denn eigentlich aus? Manni läuft ein paar Runden durch den Westerwald, schlachtet zusammen mit Uwe ein paar Autos aus, beschimpft ein paar Gartenzwerge (weil er das mal in einem amerikanischen Film gesehen hat, da allerdings mit Bäumen, was er wiederum nicht so toll fand, man könnte ja selbst vielleicht mal als Baum wiedergeboren werden) und geht dann irgendwann schlafen. Günter (“Günterchen”) und Peter sitzen derweil im “Büro” (man bemerke die Anführungszeichen) des Schrottplatzes und warten auf Kundschaft, wobei Günter den Telefondienst macht und Peter – so er denn erwacht – ihn informiert, welches Autoersatzteil sich in welchem der unzähligen, riesigen Schrotthaufen der monströs großen Lagerhalle verbirgt.
So geht es, Tag für Tag – und man kommt ja auch sonst zu nichts.
Eines Tages beschließen die Brüder aber dann, aus ihrer heimeligen Tristesse auszubrechen und den Wunsch von Mutter und Vater zu erfüllen: Einmal nach Italien zu fahren.

Irgendwie tun mir die Ludolfs ja ein bisschen leid. Ich sitze im Kinosessel und schüttele in der einen Minute den Kopf vor lauter Entsetzen darüber, dass es solche Menschen wohl tatsächlich gibt (aus gut informierten Kreisen kann ich exklusiv berichten: Es gibt die Ludolfs und man kann wohl tatsächlich bei ihnen Ersatzteile kaufen), in der anderen Minute schüttele ich mich selbst vor Lachen über eine neue Offenbarung von leicht verdrehten Gehirnwindungen, Schnappsideen und großer, wirklich großer Herzlichkeit.

Denn wenn man eins über die Ludolfs sagen kann, dann dies: Sie sind eine Familie. Sie passen zusammen wie Topf auf Deckel und so ist es kein Wunder, dass allein Uwe, der Draufgänger und Frauenheld der vier es geschafft hat, sich eine Frau (oh, was für ein Moment im Film…) an Land zu ziehen. Die Ludolfs sind echt, wirklich und erschreckend echt, obwohl man dies bei einigen Einstellungen des Films – wenn sie beispielsweise ein Auto auf ihrem eigenen Hof abfackeln oder gefühlte Stunden auf der Suche nach dem Meer über einen Campingplatz gondeln – vergisst.

Irgendwie ist Die Ludolfs – Der Film auch nicht so richtig nett. Die Filmemacher legen es darauf an, sich über die Ludolfs lustig zu machen, ihre Marotten und Merkwürdigkeiten ins Rampenlicht zu schieben und noch mal mit einem lauten Tusch darauf hinzuweisen. Obwohl die Szenen im Abspann ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zwischen Crew und Ludolfs nahezulegen scheinen, ist der ganze Film (und wahrscheinlich auch die Serie) so, als würde man das dicke Kind in der Schule, das mit den Pickeln, der zu engen Hose und der dicken Hornbrille in der Pause noch ein bisschen treten, weil’s gerade so lustig ist und weil es ja alle machen.

Diese Gedanken treten jedoch beim Ansehen des Films sehr schnell in den Hintergrund. Wer die Ludolfs mag, wird den Film lieben; wer bislang nicht wusste, was er von ihnen halten sollte, wird nun vermutlich entweder zu einem Fan oder zu einem Hasser… Oder er wundert sich einfach, was da in den vergangenen 96 Minuten mit dem eigenen Gehirn passiert ist und warum man so oft über solch banale Dinge lachen musste.

Zweieinhal von fünf Plastiktischdecken für Die Ludolfs – Der Film: Dankeschön für Italien! (und einen Schlag vor den Hals für die Filmemacher, die sich diesen Titel ausgedacht haben) – ganz einfach, weil ich mich noch immer nicht entscheiden kann, wie es jetzt wirklich war: Großartig oder grottig schlecht.

Seht’s euch an und entscheidet selbst.

Dennis

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
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Links zum Beitrag:
Die Seite zum Film mit viel Flash und Zeugs
Der Wikipedia-Artikel. Russland! *kopfschüttel*
Die Serie gibt's auch auf DVD…

1 Kommentar

  1. […] sneakcast.de » Die Ludolfs - Der Film: Dankeschön für Italien! […]

    Pingback by Die Ludolfs - Der Film | Neue Kinofilme — 9. April 2009 @ 14:11

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