24. Oktober 2008

Blindness – Die Stadt der Blinden

Category: Film,Münster,Sneak — Patrick @ 21:11

Blindness - Die Stadt der BlindenEin Mann hält mit seinem Wagen an einer Kreuzung und wartet auf grün, als er plötzlich nur noch grelles Weiß sieht. Die “weiße Blindheit” stellt nicht nur den konsultierten Augenarzt vor ein Rätsel, sondern verbreitet sich obendrein einer grassierenden Seuche gleich rasend schnell unter der Bevölkerung, sodass die Regierung alle Betroffenen in einer ausgedienten Irrenanstalt unter Quarantäne stellt. Vollkommen von der Außenwelt isoliert, unter militärischer Bewachung, wo aus Angst vor Ansteckung eher einmal zu viel als zu wenig geschossen wird, und mit nur knapper Nahrungs- und Medikamentenversorgung degenerieren Zivilisation und Sozialstruktur unter den eingesperrten Blinden zusehends. Während in einem Flügel der ebenfalls erblindete Augenarzt und seine Frau, die aus ungeklärten Gründen gegen die Seuche immun ist und als einzige sehen kann, versuchen, das beste aus den widrigen Umständen zu machen und ihren Leidgenossen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, bricht in einem anderen, nur von Männern bewohnten Flügel der Despotismus aus. Mit Waffengewalt bringen sie alle Nahrungsreserven an sich und geben diese anfangs noch gegen Schmuck und Wertgegenstände, später nur noch gegen körperliche Dienstleistungen der Frauen aus den anderen Flügeln her.

Die Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit, der moralische Verfall, die Auflösung des Menschlichen, das ausgehungerte Dahinvegetieren in den eigenen Fäkalien und schließlich die erbarmungslose und brutale Massenvergewaltigung werden dem Zuschauer in etsättigten dichten und wirkungsvollen Bildern mit genau so eindrücklicher und erschreckender Geräuschkulisse unerbittlich aufgebürdet. Jedesmal, wenn man glaubt, am absoluten Tiefpunkt menschlicher Entfremdung angekommen zu sein, muss man feststellen, es geht noch schlimmer. Immer schwächer flackert das letzte Licht von Zusammenhalt und Anteilnahme…

Entsprechend setzt dieser durchaus sehenswerte, aber absolut unschöne Film voll und ganz auf den sozialen Verfall in der durch Blindheit praktisch unerträglichen Isolationssituation. Nach Charakterentwicklung in dieser Ausnahmesituation sucht man ebenso vergeblich wie nach logischen Erklärungen der Gesamtsituation oder dem in der Romanvorlage verwendeten Stilmittel der Erblindung als Allegorie für die innere Blindheit des Menschen sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber. Entsprechend fade und kraftlos wirkt auch das Ende, das zwar nicht ganz dem Hollywood-Klischee entspricht, dem starken Mittelteil des Film dennoch ganz und gar nicht gerecht wird.

Patrick

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Links zum Beitrag:
Blindness bei IMDb.

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