23. Oktober 2009

Batman: Arkham Asylum (PC)

Category: Games — Terje @ 0:56

Die Welt der Comics bietet so unglaublich viel Stoff und Hollywood hat sich gerade im letzten Jahrzehnt so sehr darüber hergemacht, dass teilweise die Schmerzgrenze überschritten wurde. Anders kann man unerträgliche Filmblamagen wie Superman Returns oder Ghost Rider einfach nicht beschreiben. Abgrundtief beschissener Zelluloid-Müll, der dem Anspruch keines Kinogängers gerecht wird. Warum beginne ich die Rezension zu Batman: Arkham Asylum mit dieser Anekdote? Weil auch Videospiele, die auf Lizenzen beruhen seit ihren ersten Gehversuchen unter einem dermaßen auffälligen Qualitätsproblem leiden. Bis heute!

Batman: Arkham Asylum, dieses Spiel könnte synonym für einen Paradigmenwechsel der Spieleindustrie stehen. Der Wechsel von hingerotzten, halbfertig programmierten Software-Gurken hin zu graziösen, anmutigen Perlen, welche dem anspruchsvollen Spieler stundenlang mit Verzückung an den PC (bzw. die NextGen-Konsole) fesseln. Warum ich so ausschweife, bevor ich zum Grund für die Begeisterung komme? Weil ich es unglaublich genieße, dass ein groß angekündigtes Action-Adventure, welches mit Vorschusslorbeeren geradezu überschüttet wurde, endlich einmal eine Überraschung darstellt: Es übertrifft die Erwartungen.

Mir war im Prinzip schon vorher klar, dass Batman: AA kein 0815-Titel werden konnte, da ich mir vor dem Kauf schon viele Gameplay-Videos angeschaut, die einschlägigen Reviews studiert und mich mit der Hintergrundgeschichte vertraut gemacht hatte. Aber was die Entwickler aus dieser Ausgangssituation herausgeholt haben, das ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Als der Joker in die Irrenanstalt auf Arkham Island eingeliefert wird, gelingt es ihm sich zu befreien und schon bald die Kontrolle über die Einrichtung zu gewinnen. Das hat zur Folge, dass alsbald die ganze Insel mit Schurken und Bösewichten bevölkert wird. Dabei trifft Batman, in dessen Rolle der Spieler schlüpft, auch auf einige alte Bekannte (Scarecrow, Harley Quinn, Poison Ivy um nur einige zu nennen). Dabei ist die Insel in mehrere großen Abschnitte aufgeteilt, welche eine frei begehbare Oberwelt darstellen. Von hier aus macht sich der Dunkle Ritter zu seinen jeweiligen Missionszielen auf. Eine Karte, welche den aktuellen Zielpunkt anzeigt sorgt für die problemlose Orientierung, sodass sich selbst ungeübte Spieler zurecht findet sollten. Doch was hebt das Spiel von der Masse der Superhelden-Spiele ab? Ich greife einfach drei Sachen heraus, die mich besonders überzeugt haben:

Das Kampfsystem: In vergangenen Spielen sind Nahkämpfe immer wieder zum stupiden Tastendrücken verkommen. Batman: AA wählt hierbei einen anderen Weg: Das FreeFlow-Combat-System. Dies sorgt dafür, dass Timing während der Kämpfe eine entscheidende Rolle spielt. Es basiert auf der Tatsache, dass der Spieler, wenn er es mit mehreren Gegnern gleichzeitig aufnimmt, nahezu jeden Angriff kontern kann und mit etwas Übung die Oberhand behält. Gegen größere, übermächtige Gegner ist natürlich eine andere Taktik gefragt. Dabei sind die Kämpfe mit Zeitlupeneffekten und Naheaufnahmen so wuchtig inszeniert, dass einem selbst nach Stunden noch die Spucke wegbleibt. Besonders toll: Die Lebensenergie geht während des Kampfes zur Neige, füllt sich aber (nach der Anzahl der Kombos und Special Moves) nach Ende des Kampfes wieder auf, sodass man für die nächste Begegnung gewappnet ist. Das spart unglaublich viel Frust.

Die Gadgets: Was wäre Batman ohne seine Ausrüstung? Richtig, Robin. Deshalb ist es auch so super, dass man im Spiel auf eine Vielzahl toller Gegenstände zurückgreifen kann, welche sogar modifiziert werden können. Da wären zum Beispiel der Batarang, der Enterhaken, die Batclaw, das Cape und das Explodierende Spray (zum Einreißen von Wänden). Die Gadgets sind dabei galant in das Spiel integriert und keines scheint wirklich überflüssig zu sein.

Die (audio)visuelle Präsentation: Das Spiel ist eine Augenweide. Die Hauptfigur ist dermaßen detailgetreu animiert, dass man es zunächst kaum glaubt. Schreitet das Abenteuer fort, entdeckt der Spieler Risse im Bat-Anzug und Wunden im Gesicht des Helden. Das versprüht einen angenehmen Realismus, der das Batman-Universum ja immer in gewissen Weise begleitet. Die Batmans Kontrahenten wurde alle so detailverliebt umgesetzt, dass man bei jeder neu auftauchenden Figur ins Staunen gerät. Die Sprachausgabe (ich hab es auf englisch gespielt) ist phänomenal und Mark Hamill (dürfte jedem als Luke Skywalker ein Begriff sein) als Joker spielt dabei noch alle an die Wand. Seine Synchronleistung in diesem Spiel (eine Zugabe seiner Rolle in der Fernsehserie Batman: The Animated Series) stellt alles dagewesene in den Schatten und liefert nach Ledger’s letztjähriger, postmoderner Jokerinterpretation wieder gute, altbekannte und verdammt unberechenbare Batman-Kost.

Alles in allem ist den Entwicklen von Rocksteady Studios mit Batman: Arkham Asylum ein ganz großer Wurf gelungen, welcher mit Sicherheit noch lange als Referenztitel im Bereich der Comic-Videospiele gelten wird. Nicht umsonst wurde das Spiel kürzlich ins  Guinessbuch der Rekorde aufgenommen. Als “Most Critically Acclaimed Superhero Game”. Dem kann ich mich nur anschließen und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Wertung: 9/10
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)

Links zum Beitrag:
IGN UK Review (englisch)
"Behold the greatest comic book game of all time."
Batman: AA in der Wikipedia (englisch)
Ein paar mehr Infos
Der Joker-Trailer bei YouTube
"Now let's get this party started!"
Artikel von Spiegel-Online
16. Oktober 2009

Paramore – Brand New Eyes

Category: Musik — Terje @ 18:53

Es ist inzwischen ein offenes Geheimnis: Ich habe eine Schwäche für Rockmusik mit weiblichem Frontgesang. So nun ist es raus… na und? Was ist so schlimm daran, wenn im Hintergrund die männlichen Bandmitgleider ordentlich auf die Instrumente einbrettern, während Madame vorne am Mikro alles gibt: Gar nichts! Gerade deshalb gerhören auch Paramore seit nunmehr 2 Jahren zu meinen Lieblingsbands. Die 5-köpfige Formation um Hayley Williams (20) ist nämlich quasi so etwas wie die Epitomie des modernen Frauenrock. Darum muss sich die gesammelte Konkurrenz nun auch wieder verneigen, denn was Paramore auf ihrem nunmehr dritten Longplayer Brand New Eyes abliefern, das ist absolute Spitzenklasse. Keine Übertreibung.

1. Careful: Ein harter, melancholischer Song bildet den Auftakt. Unerwartet ernsthaft aber saugut. Gerade das Zusammenspiel der Band funktioniert hier tadellos. 4/5
2. Ignorance: Dieses Stück haut in die Kerbe des Vorgängeralbums Riot! (2007) und fährt damit zwar auf einer sicheren Schiene, rockt aber so ungeniert nach vorn, dass es einen unweigerlich mitreißt. Wahnsinn! 5/5
3. Playing God: Ein Stück, dass ruhig, gar halb akustisch beginnt und sich im Refrain in eine super-einprägsame Ohrwurm-Melodie spielt. Hier wird Hayley auch beim Gesang von ihren männlichen Kollegen unterstützt. Dabei steigert sich das Stück und der behutsame Aufbau sorgt dafür, dass die Bridge zu einem richtigen Aha-Erlebnis wird. Sehr, sehr geil. 5/5
4. Brick By Boring Brick: Ein Stück, welches nach mehrmaligem Hören uneingeschränkt zu begeistern weiß. Live bestimmt ein Knaller! 5/5
5. Turn It Off: Ein scheinbar spontaner Song, welcher ein kleines Bisschen darunter leidet, dass der Refrain am Ende einmal zu oft wiederholt wird. Das tut dem Genuss jedoch keinen Abbruch. 4/5
6. The Only Exception: The only real ballad könnte das Stück auch heißen. Völlig überraschend fällt mal eben so eine Paramore-Ballade vom Himmel, welche es sogar nahezu mit We are broken vom Vorgängeralbum aufnehmen kann. Hier stellt Hayley mal wieder unmissverständlich ihr gesangliches und textliches Talent unter Beweis. Ein wunderbarer Song zum Träumen. 4/5
7. Feeling Sorry: Das Stück mit dem ungewöhnlichsten Rhytmus ist sehr treibend und aufreibend, aber gefällt immer mehr, da es grundlegend positiv ist (solche Paramore-Stücke mag ich besonders). 4/5
8. Looking Up: Ein kompromisslos fröhlicher Frontalrocker, welcher so wie er ist der zweiten Hälfte von Riot! entsprungen sein könnte. Macht einfach nur Spaß! 5/5
9. Where The Lines Overlap: Sobald Hayley und ihre Bandkollegen zusammen singen werden sie insgesamt noch besser. Das zeigt nach Playing God auch dieses neunte Stück, welches wieder so unverschämt einprägsam ist, dass man sich fragt, wo in zwei Jahren so viele gute Ideen für Songs herkommen. 5/5
10. Misguided Ghosts: Der Drahtseilakt. Nur Akustikgitarre und Gesang. Wahnsinn, sich so etwas nach 9 Bandsongs zu trauen und unglaublich was für eine Stimmung daduuch erzeugt werden kann. Gänsehaut garantiert, der Aufbau wirkt zwar teilweise holprig, aber es ist dennoch ein Traum. 5/5
11. All I Wanted: Den Abschluss bildet ein Stück, welches auch dem ersten Album All We Know Is Falling hätte entsprungen sein können. Als letztes Stück passt es gut, sonst würde es nur bedingt gehen. So aber hart, laut und wahnsinnig gut gesungen. 4/5

Um es kurz zu machen: Das Album ist der absolute Wahnsinn. So viele geniale Stücke, kein einziger Ausfall. Man möchte am liebsten sofort alle Texte lernen und sich aufs Konzert stürzen, weil diese Musik so glücklich macht. Es ist unbeschreiblich, warum ich gerade diese Band und dieses Album so unglaublich toll finde. Ich schätze es hängt damit zusammen, dass ich die Band sympathisch und authentisch zugleich finde, ihren Sound liebe und den Produzenten Rob Cavallo (Green Days American Idiot) sehr schätze. Dieses Zusammenspiel führt auch dazu, dass ich kurz davor bin, Brand New Eyes zum Album des Jahres 2009 zu erklären. Einzig 30 Seconds to Mars, welche im Dezember ihr drittes Album veröffentlichen, könnten dies hier noch übertreffen. Falls nicht, gehört Paramore die Krone welche ihnen 2007 nur Jimmy Eat World verwehren konnten.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)

Links zum Beitrag:
Paramore bei MySpace
3 Songs vom Album zum Anhören.
15. Oktober 2009

Away we go (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 22:16

Burt und Verona sind seit längerem ein Paar und erwarten ihr erstes Kind. Doch dann kündigen Burts Eltern, die in ihrer Nähe leben, an, nach Europa zu ziehen. Burt und Verona beschließen daraufhin, weg zu ziehen. Die Frage bleibt nur, wohin. Und so machen die beiden sich auf eine Tour quer durch Nordamerika, auf der Suche nach dem perfekten Ort, ihr Kind aufzuziehen…

Wenn man darüber hinweg sieht, dass die Grundstory des Films relativ dürftig ist, stößt man auf eine nette, recht lustige Geschichte. Sowohl die Hauptcharaktere, als auch die Freunde, die beide in den verschiedensten Städten treffen, sind skurril, und gemeinsam sorgen alle für Situationskomik.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass der Film stellenweise in Richtung Slapstick abdriftet und die Charaktere nicht gerade ernstzunehmen sind. Dadurch fehlt dem Film der Tiefgang und er bleibt nur oberflächliche Unterhaltung. Als Unterhaltung ist er aber ganz brauchbar.

Insgesamt sehenswert, aber nichts Spektakuläres. 3,5 von 5 Sternen.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)

Filmfestival in Münster (7.-11.10.)

Category: Film,Kram,Kunst,Münster — Patrick @ 17:44

Wie aus dem Titel erkennbar ist, fand dieses Jahr in Münster wieder das Filmfestival der Filmwerkstatt Münster statt. Im Folgenden also in aller Kürze die selektive (d.h. durch das, was wir gesehen haben, begrenzte) Auswahl von Filmen, die im Rahmen des Festivals gelaufen sind:

Spielfilme (in willkürlicher Reihenfolge)

Unter Bauern (Premiere in Anwesenheit von Produktion, Darstellern und Marga Spiegel): Im zweiten Weltkrieg gehen westfälische Bauern das Risiko ein, eine jüdische Familie vor dem NS-Regime zu verstecken. Gut gemachter und fesselnder Film, der in eindrücklichen Bildern deutsche Geschichte erzählt, ohne dem Zuschauer eine moralische Wertung aufzudrücken. Die einfühlsame und differenzierte Inszenierung des autobiographischen Stoffes leistet ihr übriges, den Film zu einem wirkungsvollen und ergreifenden Werk zu machen, das aus dem Gros der Geschichtsbewältigungsfilme heraussticht.

Nord (norw. OmU, Produzent anwesend): Der depressive Jomar macht sich von Trondheim mit dem Schneemobil auf ins Nordland, um erstmals seinen Sohn zu treffen. Die Reise wird zu einem skurrilen Selbstfindungstrip begleitet von nicht minder absurden Gestalten, die ebenso wenig wie Jomar wissen, wer sie eigentlich sind, und gleichsam befremdliches Verhalten an den Tag legen. Die innere und äußere Reise durch eine unwirkliche Leere wird in weiten, beinahe grenzenlosen Einstellungen kunstvoll inszeniert und so der Lakonie der Handlung mehr als gerecht. Gepaart mit dem stoischen norwegischen Humor erhält dieses Roadmovie der anderen Art eine ganz eigene Note. Empfehlenswert.

Tatort “Tempelräuber” (Darsteller anwesend): Der neue Münster-Tatort als Kinopremiere vor ausverkauftem Haus. Mord im Priestermilieu, und Atheist Thiel mitten drin. Ein Plot in gewohnter Tatortmanier, der wie immer durch den Schlagabtausch zwischen Boerne und Thiel zu überzeugen weiß, auch wenn der Kriminalfall vergleichsweise vorhersehbar ist. Insbesondere der Anfang dieser Folge zeigt eine erfrischend stringente Regie und wohlgesetzte Schnitte, fällt aber alsbald auf den Tatort-Einheitsbrei zurück.

Durst: Ein koreanischer Priester überlebt eine Virus-Infektion, indem er durch eine Bluttransfusion zum Vampir wird. Fortan sieht er sich als Priester Gottes und Geschöpf des Teufels in einem inneren Widerstreit, der ihn gemeinsam mit seiner Gefährtin immer mehr entfremdet. Von diesem Gewissenskonflikt bekommt man in diesem durchweg seltsamen Vampirdrama allerdings wenig mit. Überhaupt plätschert die Handlung eher träge vor sich hin. Nach Charakterentwicklung, ausgefeiltem Plot und Kontext sucht man vergeblich. Gleichsam kommt der Streifen — von wenigen Szenen abgesehen — ohne Schock- und Horrorelemente aus, sodass man sich fragen muss: wieso, weshalb, warum musste dieser Film gedreht werden.

Nowhere Man (OmU): Tomas träumt davon, alles hinter sich zu lassen. Er macht ernst, fingiert seinen Tod, lässt Frau, Job und Freunde zurück und setzt sich nach Barbuda ab. Doch die Realität entspricht keineswegs seinem rosigen Traum. Ohne Geld und Arbeit vegetiert er von den Einheimischen missachtet fünf Jahre vor sich hin, bevor er zurückkehrt und schließlich feststellt, dass das Leben ohne ihn weitergegangen ist. Dieser bedächtig inszenierte Film räumt schonungslos mit dem Aussteigertraum auf und zeigt die Kehrseiten von gesellschaftlichem Ausstieg und dem Leben auf einer einsamen Insel.

Versailles (franz. OmU, Regisseur anwesend): Der kleine Enzo wird von seiner Mutter bei einem in den Wäldern von Versailles lebenden Landstreicher gelassen, der wohl oder übel die Verantwortung für ihn übernehmen muss und sich dadurch emotional zu öffnen beginnt. Ein charakterstarker Film über Warten und Werden, Einsamkeit und Verantwortung. Das bedächtige Tempo der ersten etwa 100 Minuten passt perfekt zur tragisch-schweren, doch federleicht erzählten Geschichte des Films. Beeindruckend auch die phänomenale Präsenz des fünfjährigen Max Baissette de Malglaive als Enzo, der durch seine schiere Anwesenheit ganze Szenen definiert. Einziger Makel an diesem wahrlich meisterhaften Gesamtwerk ist die plötzliche, unmotivierte Beschleunigung des Tempos am Ende des Films, wo die Handlung zu einer nicht mehr nachvollziehbaren Reihung von Zeitsprüngen und Ereignissen wird. Hier hätte man sich besser mehr Zeit genommen und das adäquate Tempo gewahrt. Dennoch überzeugt der Film auf ganzer Linie und verdient den Sieg im europäischen Spielfilmwettbewerb der Filmwerkstatt Münster.

Kurzfilme (in Reihenfolge persönlicher Wertung)

Fallen gelassen (30:00, Daniel Büttner, Max Baberg): Eine sensibel erzählte Geschichte über kindliche Brutalität unter Schülern, die bald eine unaufhaltsame Kette psychischer und physischer Gewalt auslöst, an deren Ende das Äußerste geschieht. Die technisch einwandfreie Animation in bewusst stilisierten Bildern transportiert die Handlung meisterhaft und taucht den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle. Schon bald bleibt das herzhafte Lachen über die schonungslose Realparodie des Schulalltags im Halse stecken und weicht blankem Entsetzen über die unglaubliche Härte kindlicher Ausgrenzung und Streiche. Man kann sich diesem überaus stimmigen Werk nicht entziehen. Fallen gelassen hat zu Recht den großen Preis der Filmwerkstatt Münster erhalten.

Schautag (23:14, Marvin Kren): Jugendliche auf einer Brücke bei einer folgenschweren Mutprobe, ein Autoverkäufer, den Gewissensbisse schier zur Verzweiflung bringen, und ein ergrauter Herr, dem nur die Erinnerung und ein altes Videoband geblieben sind. Diese zunächst unabhängigen Geschichten werden in einem meisterhaften Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen erst behutsam verzahnt und schließlich zu einer einzigen Geschichte über Schuld, Verantwortung und Reue verwoben. Ein großartiges Werk!

Amoklove (09:20, Julia C. Kaiser): Fabian und Marie begegnen sich, werden Freunde, wollen mehr sein, lassen sich Zeit, haben nur drei Wochen - schon naht der Abschied. Eine wundervolle Geschichte über zwei Seelen, die einander zärtlich berühren. Die poetische Sprache und anmutigen Bilder der Inszenierung, die auf allen Ebenen gekonnt mit Symmetrie und subtilem Widerspruch spielt, illustrieren die Entwicklung einer zarten Liebe vortrefflich und erreichen am Ende eine derart beeindruckende Verdichtung, das einem schier das Herz zerspringen will.

Regenbogenengel (07:00, Anna Kasten): Gewalt unter Kindern, Schikane und Tritte, Wegsehen der anderen, bis die Flucht aus dem Leid auch die Flucht aus dem Leben bedeutet. Nur der kleine Bruder kennt den Plan, kann die als Märchen erzählte Geschichte allerdings noch nicht gänzlich begreifen… Den kraftvollen Bildern, der unschuldig kindlichen Stimme und der märchenhaften Verklärung von unvorstellbarem Leid kann man sich nicht entziehen. Sie lassen die erdrückende Traurigkeit und fatale Ausweglosigkeit spürbar werden und zwingen dazu, Stellung zu beziehen, nicht länger wegzusehen. Ein Meisterwerk, das mit dem WDR-Förderpreis ausgezeichnet wurde.

Edgar (13:00, Fabian Busch): Der verwitwete Edgar gehört zur einsamen Ü60-Generation. Die unausgefüllte Zeit im Ruhestand ohne Arbeit, ohne Aufgabe wird ihm zur Qual, bis er auf der verzweifelten Suche nach Aufmerksamkeit schließlich auf die schiefe Bahn als Ladendieb gerät. Ein stimmiger Film voll ironischer Heiterkeit, der den verzweifelten Hilferuf einer ausgemusterten Generation wirkungsvoll in Szene setzt, ohne auf die Tränendrüse zu drücken

Abb. 8.12 (04:40 Sarah Weckert): Eine Frau ritzt sich in ihre entblößte Brust ein Herz aus Blut. Die Wunde verheilt, eine Narbe entsteht und verblasst, doch etwas bleibt - für immer. Das Bild besticht durch eindringliche Simplizität und eröffnet zugleich einen immensen Interpretationsspielraum über Gefühle, wie sie uns berühren, und was am Ende übrige bleibt. Beeindruckend!

Cowboy (35:00, Till Kleinert): Immobilienmakler, Stadtmensch trifft bei der Suche nah neuen Objekten auf Cowboy, Landburschen. Der eine redet, der andere schraubt an seinem Trecker; der eine gut angezogen und gepflegt, der andere verschwitzt und ursprünglich. Erotische Spannung baut sich auf und entlädt sich schließlich. Am Morgen danach beginnt dann der Albtraum mit einem blutigen Kampf um Leben und Tod. Ein Film, der sich Zeit nimmt, und eine - so scheint es zunächst - einfache Geschichte in gemächlichen Bildern inszeniert, bis das Geschehen unverhofft explodiert, in schneller Folge zum Klimax führt und dann voller offener Fragen endet.

Freunde die du hast (14:00, Haik Büchsenschuss): Simons perspektivloses Dasein auf dem Land mit rechten Dumpfbacken als so genannten Freunden erfährt ungeahnten Aufschwung durch die Ankunft eines Städters. Simons Feigheit setzt dieser Liebe jedoch ein jähes Ende. Ein glaubhafter Film über das Fehlen von Mut und Perspektive, wie man es sich schlimmer nicht vorstellen kann.

Widerstand (10:00, Baris Aladag): Jugendliche Friedensaktivisten wollen auf einer Bundeswehrveranstaltung vor dem Kölner Dom mit einem Transparent demonstrieren. Dazu müssen sie zunächst geschickt der Observation durch Überwachungskamera, Lauschangriff und polizeilicher Beschattung entgehen. Ein treffender Film über den unbedingten Mut zum Widerstand mit einer gehörigen Portion Kritik am Überwachungsstaat. Beides ist heute aktueller denn je. Der Film wurde im Schulfilmwettbewerb zum Thema “Courage” mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Der Großvater (20:00, Nikias Chryssos): Großvater und Enkel treffen in dichten aggressiven, bald in einen abstrakten Surrealismus abgleitenden Bildern aufeinander. Was wie ein Kampf um Behauptung und Vorherrschaft beginnt, entpuppt sich als Wechselspiel zwischen Initiation des Enkels und Überlieferung durch den Großvater.

Weiche Haut (02:46, Jarek Duda): Wenn der Wahnsinn Besitz ergreift, beginnen die Stimmen im Kopf zu sprechen. Noch tragischer wird es, wenn sie die Wahrheit sprechen: “Ich liebe dich.” - “Ich liebe Dich auch nicht.” Ein prägnanter Film, der die wirre Welt aus einem verwirrten Kopf ziegt.

Das Paket (09:00, Marco Gadge): Für zwei Schmalspurganoven mit wichtiger Mission unter Zeitdruck stellt eine Baustellenampel im Niemandsland ein nicht zu überwindendes Hindernis dar. Im angespannten Leerlauf entfaltet sich ein skurriles Gespräch. Leider kommt auch der schwarze Humor mit Ausnahme weniger Pointen nicht aus dem Standgas heraus.

Bis dahin, Komplizen (04:15, Michael Spengler): Das Musikvideo zum gleichnamigen Song von Roger Trash aus dem Album “Liebe & Desaster” setzt den Songtext passend um und besticht durch die erfrischende Mischung von Realfilmelementen und gezeichneter Comic-Welt.

Wagah (13:30, Supriyo Sen): Wagah stellt den einzigen Übergang an der Grenze zwischen Indien und Pakistan dar. Für normale Bürger unpassierbar spielen sich dort täglich unter volksfestgleichen Zuständen Militärparaden und Aufzüge ab, bei denen sich beide Länder zu übertrumpfen versuchen, bis der Grenzübergang abends wieder geschlossen wird. Dabei ist er nie geöffnet; mehr als ein Blick auf die andere Seite ist nicht möglich. Ein informativer Film, der den Publikumspreis erhalten hat.

Das letzte Einhorn (02:03, Sonja Schneider): Aus Faulheit wird ein Esel bei der Entsorgung seines leeren Eishörnchens zum Einhorn. So schnell, wie diese neue Art entstanden ist, vergeht sie auch wieder: aus Einhorn wird wieder Esel. Leider zündet der skurrile Humor in diesem mit viel Liebe zum Detail als stop-motion-Animation gestalteten (Eis)hörnchen-Spiel nicht.

Notiz/Wunderblock (18:35, Hannah Hofmann und Sven Lindholm): Zu wirkungsvollen schwarz-weiß-Bildern untermalt mit eindringlichen Klaviertönen werden Kindern Erinnerungen aus der deutschen Geschichte in den Mund gelegt. Leider werden die einzelnen Geschichten nicht konsequent zusammengeführt und man gewinnt den generellen Eindruck, dass hier die Form hinter die Wirkung zurücktritt.

Patrick

Links zum Beitrag:
Offizielle Seite zum Filfestival Münster

Gigante

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 10:49

Wie verlieben sich alltägliche Leute, denen das Schicksal (in Form von Hollywood) keinen Superhelden vor die Nase setzt? Diese, für die meisten von uns relevante Frage ist das Thema von Gigante.

Jara ist Security Gard in einem Supermarkt in Montevideo. Tagein, tagaus sitzt er mit seinen Kollegen vor den Monitoren, auf denen die Bilder aus der Überwachungskamera laufen. Ansonsten passiert nicht viel in seinem Leben: Jara hat wenig Freunde und Hobbys und führt ein durchweg uninteressantes Leben. Doch dann verliebt er sich in Julia, die abends im Supermarkt putzt. Fasziniert beobachtet er Julia, so oft es nur geht, traut sich aber nicht, sie anzusprechen…

Man mag es nicht glauben, aber das ist schon die vollständige Handlung von Gigante. In dem ganzen Film, der allerdings mit seinen 84 min auch nicht besonders lang ist, passiert nicht viel mehr. Der Film zeigt vielmehr das alltägliche Leben von ganz normalen Menschen, und es ist eine Tatsache, dass die meisten Leben ein eher langweiliges Leben führen. Auch Jara ist alltäglich, nicht besonders gut aussehend, nicht besonders redegewandt, nicht reich - um es kurz zu machen, nicht besonders attraktiv. Gigante handelt vom Streben alltäglicher Menschen nach persönlichem Glück, nicht von Stars, und das macht den Film so liebenswert.

Man kann sich mit Jara identifizieren, der sich aus Angst vor Abweisung nicht traut, auf Julia zu zu gehen. Man erkennt die Situation womöglich aus dem eigenen Freundeskreis oder aus eigener Erfahrung. Tatsächlich beruhen die Charaktere auf Freunden des Regisseurs Biniez, wie er selbst bei der Vorführung erzählte. Man kann daher mit Jara leiden und sich mit ihm freuen, als wäre er der eigene Kumpel. Und genau aus diesem Grund wartet man durchaus gespannt bis zum Ende, in der Hoffnung, durch ein Happy End selbst in ähnlichen Situationen Mut zu schöpfen.

Alles in allem ein sehr ruhiger, alltäglicher Film, aber durchaus sehenswert. 4 von 5 Überwachungsmonitoren.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)

AFI – Crash Love

Category: Musik — Terje @ 10:37

AFI sind für mich eine sehr besondere Band. Das liegt unter anderem daran, dass sie zu einer Hand von Bands gehören, die zwar dem “Emobereich” zugerechnet werden können, die jedoch gänzlich unpeinliche Musik produzieren. Diese Gradwanderung gelingt AFI nur aus dem folgenden Grund: Alles war man gemeinhin so als Emo bezeichnet entstand gewissermaßen um sie herum. Die Band, welche sich bereits 1991 in Ukiah, Kalifornien gründete, entwickelte seit ihren früheren Hardcore-Tagen ihren Sound stetig weiter, sodass 2003 mit ihrem 6. Studioalbum Sing the Sorrow ein Meilenstein des emotionalen Alternative Rock gelang. Der Nachfolger Decemberunderground musste sich 2006 wie kaum ein anderes Album dem Vorwurf des Kommerz aussetzen und das nur weil er erstmals in der Bandgeschichte die amerikanischen Billboard-Charts toppte. Die Frage, ob AFI mittelweile kommerzieller sind als früher stellte sich bei Album Nummer 8 (das hier besprochene Crash Love) nunmehr glücklicherweise in verminderten Maße. Man kann sich wieder mehr auf die Musik als auf das Drumherum konzentieren. Dabei fällt sofort eines auf: Das Album ist eine Wucht!!

1. Torch Song: Der Opener könnte so wie er ist direkt aus den Tagen von Sing the Sorrow stammen. Sofort wird man von dem einprägsamen Gitarrenspiel in den Bann gezogen und die Emotionalität von Davey Havoks Gesang holt einen zurück ins lang vermisste AFI-Boot. 4/5
2. Beautiful Thieves: Ein wahnsinniges musikalisches Kleinod, welches die Brillianz von Daveys Text und Gesang vereint und bei dem die gesamte Band im Einklang ihre Grandiosität unter Beweis stellt. 5/5
3. End Transmission: Ein unglaublich atmosphärisch dichter Soundteppich wird in diesem Song ausgebreitet, der mich aufgrund des Autofahrtthemas und des Gitarrenspiels hin und wieder entfernt an The Gaslight Anthem erinnert. 4/5
4. Too Shy To Scream: Den folgenden Satz muss man zweimal lesen: AFI haben für diese Platte einen Partykracher aufgenommen. Hier ist er und verbreitet eine ausgelassene Stimmung, wie man sie nicht erwartet hätte. Erinnert mich sogar an einen 80er-Jahre-Ärzte-Song. Schon komisch, aber gut. 4/5
5. Veronica Sawyer Smokes: Der von den meisten Fans missverstandene Song. Vordergründig wirkt er wie aneinandergereihtes Akkordgeschrammel, welches nichts mit der Tiefe des AFI-Sounds zu tun hat. Aber eigentlich ist dies hier eine überaus gelungene The Cure-Hommage, welche die Sehnsüchte nach Platten wie Boys Don’t Cry wach werden lässt. Unvergleichlich! 5/5
6. Okay, I Feel Better Now: Ein ruhiger gehaltenes Stück im Stil von The interview vom Vorgängeralbum. Gelungener Gegenpol zum Rest der Platte. 4/5
7. Medicate: Ein vergleichsweise harter frontaler Nahezu-Punksong, welcher einen interessanten Aufbau und einen Megarefrain mit sich bringt. Ein Kracher! 5/5
8. I Am Trying Very Hard To Be Here: Einer von zwei Songs, die mich weniger überzeugen. Wegen Miss Murder-Anleihen entwickelt das Stück keine eigenständige Dynamik, schade. 3/5
9. Sacrilege: Da sind sie wieder, AFI wie eh und je. Das zweite quasi-Sing the Sorrow-Stück des Albums (nach Torch Song) hämmert geradlinig drauflos und knüpft gleichzeitig an Medicate an. Ein weiterer Hammer. 5/5
10. Darling, I Want To Destroy You: Die Powerballade, welche Erinnerungen an Silver and Cold wach werden lässt. Überaus atmosphärisch gelungen und einfach mitreißend. 5/5
11. Cold Hands: Zu diesem Stück fällt mir nur eins ein: Strophe hart-Refrain zu weich. Dabei ist auch noch der Text doof. Reicht nur für 3/5.
12. It Was Mine: Mit Stadionrock wird der Ausklang des Albums zur 3. Ballade, welche auch einen gelungenen Abschluss darstellt. 4/5

AFI haben sich verändert und sind sich gleichzeitig treu geblieben. Auf diesem Album gibt es weniger elektronische Spielereien als noch beim Vorgänger, aber die Stromlinienförmigkeit von Decemberundergound bleibt auch hier erhalten. Insgesamt lässt sich diese neue Platte also als eine Mischung aus alt und neu beschreiben, die teilweise mit erfrischenden Akzenten versetzt wurde. Dabei kommt am Ende der Prozedur ein Album heraus, welches sogar Suchtpotential besitzt (es lief schon 9 Tage auf Dauerrotation bei mir im Auto, was etwas heißen will). Daher vergebe ist für dieses tolle Rockalbum auch völlig verdiente 4 1/2 von 5 Sternen.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)

Links zum Beitrag:
AFI bei MySpace
4 Songs zum Anhören.
14. Oktober 2009

Hangtime – Kein leichtes Spiel

Category: Bochum,Film,Sneak — Terje @ 20:02

Am Montag wurde uns in der späten Bochumer Sneak mal wieder ein außergewöhnlicher Film präsentiert. Die Stimmung war um 23.00 vor Filmbeginn auch denkbar besser als sonst, da uns diesmal die hohle Ansage erspart blieb (die gibts nur um 20.00). Hangtime - Kein leichtes Spiel ist ein waschechter NRW-Film, welcher zu 85% in Hagen spielt. Die Großstadt zwischen Ruhrgebiet und Sauerland dient hierbei als Kulisse für einen Film, welcher den jungen Basketballspieler Vinz Berg zur Hauptfigur hat. Eins vorweg: Ich halte wirklich nicht viel von Sportfilmen! Ich finde, dass die meisten dieser Art 0815-mäßig (so wie Mighty Ducks) ablaufen und sie deshalb endlos anöden. Doch Hangtime ist erfrischend anders. Der Film ist keine glattgebügelte Hochglanzproduktion, er ist eher dreckig und rauh. Das grobkörnige Bild trägt sein Übriges zum ohnehin schon rauhen Umgangston der Protagonisten bei.
Vinz (Max Kidd), besagter Hauptcharkter, steht kurz vor dem Abitur und träumt davon, in den USA durch ein Sportstipendium die Uni bezahlen zu können. Da er aus eher ärmeren Verhältnissen stammt, scheint dieser Plan zu Beginn auch ein Traum zu bleiben. Sein älterer Bruder Georg (Misel Maticevic), der ihn nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen hat, will dass er die Basketballkarriere verfolgt, die ihm selbst immer verwehrt blieb. Dadurch, dass Vinz und Georg unterschiedliche Vorstellungen über Vinz’ Zukunft haben kommt es unweigerlich zum Konflikt. Georg, der sich als Manager von Vinz versteht, wird durch die Unsicherheit von Vinz’ Zukunft immer mehr belastet und rastet schließlich aus. Als das alles entscheidende Spiel, bei dem es für den Verein Phönix Hagen um den Aufstieg in die erste Liga geht, bevorsteht beginnen sich die Fronten zu klären. Doch am Ende kommt nicht alles wie gedacht.
Wenn man einige Eckpfeiler der Filmhandlung so runterschreibt, dann könnte man leicht das Gefühl bekommen, der Film würde sich gar nicht so sehr um Sport drehen. Das tut er auch nicht. Zumindest nicht primär. Basketball steht hier eigentlich vielmehr für das Umfallen und immer wieder Aufstehen, das sich selbst Finden ohne sich dabei verlieren zu müssen. Es wird zwar in vielen Filmszenen Basketball gespielt, dabei ist das Spiel an sich jedoch nie losgelöst von der Befindlichkeit des Protagonisten, was das Ganze so interessant und sehenswert macht. Selbst die am Rande gestreifte Liebesgeschichte läuft nicht als Nebenhandlung reibungslos ab und wartet mit der einen oder anderen Überraschung auf. Den gesamten Film dominiert ein angenehmer Realismus, was zur Folge hat, dass er nahezu klischeefrei daherkommt. Diese Tatsache und das tolle Schauspiel aller Beteiligten, die tolle grobkörnige Optik und die gut inszenierten Basketballszenen bringen dem Film zusätzliche Pluspunkte. Insgesamt ein wirklich sehenswerter Film, welcher meine Erwartungen klar übertroffen hat. Daher gibt es 3 1/2 von 5 rostigen Basketballkörben für dieses lokalpatriotische Kleinkunstwerk.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)

Links zum Beitrag:
"Hangtime" – Die offizielle Seite
11. Oktober 2009

Final Destination 4

Category: 3D,Film — Terje @ 15:31

Am Freitag war es mal wieder soweit: Es wurde ein neuer Film in 3D begutachtet, der zweite Horrorfilm nach “My Bloody Valentine 3D”, welcher von dieser immer noch neuen Technik Gebrauch macht. “Final Destination 4” ist dabei, wie der Titel bereits andeutet, der vierte Teil der renommierten Horror-Thriller-Reihe, welcher den ersten (2000), zweiten (2003) und dritten (2006) Teil vor allem in einem Punkt übertrifft: Brutalität. Wenn man ein Kinoticket für einen FSK18-Film löst, dann weiß man schon, dass man es nicht mit glattgebügeltem Hollywood-Kitsch zu tun bekommt, sondern auch mal die Fetzen fliegen können. Bei FD4 wurden in diesem Punkt alle Register gezogen, sodass es, ähnlich wie bei SAW (von denen ich nur Teil 1+2 kenne), auch mal an die Schmerzgrenze gehen konnte.  Dennoch lieferte der vierte Teil erneut kurzweilige Horrorkost, bei der die altbekannte und abgelutschte Hintergrundgeschichte mal wieder nur als Aufhänger für spannend inszenierte Todesszenen herhalten musste.

Der Tod hat einen Plan, nach welchem jeder Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt sterben muss. Als der Teenager Nick und seine Freunde ein Autorennen besuchen, hat der Junge plötzlich eine Vision, die zeigt, wie alle Zuschauer bei einem riesigen Crash, der den Einsturz der Rennbahn zur Folge hat, ums Leben kommen. Durch diese Eingebung gewarnt, gelingt es Nick, den Tod von 10 Leuten, die ansonsten gestorben wären, zu verhindern. Doch der Tod versucht nun unerbittlich, seinen Plan zu vollenden. Neu an diesem altbackenen Aufhänger ist, dass Nick insgesamt 6 Visionen hat, von denen 2 längere, spektakulärere Todesszenen beinhalten, während die anderen 4 jeweils nur vage Hinweise auf die Person geben, die als nächstes stirbt. Von dieser Neuerung abgesehen läuft der ganze Film nach Schema F ab. Das mag sich vielleicht komisch anhören, aber trotz der Durchschaubarkeit der Gesamtgeschichte, welche nahezu ohne überraschende Wendungen daherkommt, beinhaltet der Film zahllose aneinandergereihte Einzelszenen, von denen einige einen nervenaufreibenden Spannungsaufbau besitzen, während andere dämlich wirken. Insgesamt kommt dabei aber ein spannungsgeladener Horror-Cocktail zum Wegschlürfen heraus, der Fans der Reihe nicht zuletzt wegen vielen gelungenen 3D-Effekten in Verzückung bringen wird. Ich als alter FD-Hase vergebe insgesamt 3 Punkte für diesen netten, aber doch etwas altbacken wirkenden Film.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)