15. Januar 2009

Terje meckert: Taylor Swift oder die Schattenseite des Musikbusiness

Category: Meta,Musik — Terje @ 16:10

19.12.08: An dieser Stelle hätte eine der ersten Artikel in deutscher Sprache über die amerikanische Country/Pop-Sängerin Taylor Swift stehen sollen. Eigentlich wollte ich, nachdem ich zufällig auf sie aufmerksam geworden bin ihre neue Platte Fearless rezensieren. Aber dann stieß ich im Internet auf eine Diskussion, die ich um einiges spannender fand. Dieser Artikel basiert darauf.

Letzte Woche feierte Taylor Swift ihren 19. Geburtstag und sie hat schon über 5 Millionen Alben verkauft, zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst und eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Das Debut Taylor Swift und ihr gerade erschienenes zweites Album Fearless bekamen von den meisten Internetrezensenten gute Bewertungen. Die Rezensenten lobten vor allem ihre Natürlichkeit, ihr Songwritertalent und die geniale Produktion der beiden Alben. In den 2 Jahren ihrer bisherigen Karriere wurden 8 Songs als Singles ausgekoppelt, welche allesamt die amerikanischen Billboard-Charts stürmten. Dabei stellte die Sängerin auch einige Rekorde auf (zB meiste Top 20-Hits in einem Jahr). Viele ihrer Anhänger sowie unabhängige Musikredakteure prophezeihen ihr eine erfolgreiche Zukunft.

Dies bezieht sich aber ausschließlich auf ihre Studioaufnahmen

Wie aus zahlreichen Berichten von Livekonzerten hervorgeht kann die gute Dame nämlich offensichtlicht live nicht gut singen. In diversen Foren mokieren sich Country-Liebhaber mittleren Alters über die teilweise erbärmliche Qualität ihrer Liveauftritte und darüber, wie unwissenden Teenagern das Geld aus der Tasche gezogen wird. Taylor Swift, das ist ein Produkt, eine Investition der Musikbranche in ein einzelnes Individuum. Es wurden gute Produzenten engagiert, die ihr gesangliches Unvermögen in den Studioaufnahmen kaschierten und ihre (tatsächlich guten) Songs in die entsprechende Form frickelten. Irgendwie drängt sich mir der Gedanke auf, dass man heute bei niemandem der Erfolg hat davon ausgehen kann, dass es aus ihm selber kommt, sondern dass immer gleich ein Finanzimperium dahinter steht, welches dafür sorgt, dass sich die Investition rentiert. MySpace-Promotion ist hierbei nur die Spitze des Eisbergs. Es werden geschickt die Zielgruppen angesprochen, im Falle von Swift kaufkräftige Teens, die ihre Sehnsüchte und ihren Liebeskummer zusammen mit „einer Freundin“ oder „jemandem, der sie versteht“ durchleben möchten. Dabei sind die Songs vielleicht dann doch nicht Gedankenprodukte der 19-jährigen Künstlerin, sondern ein weiterer Baustein im Marketing-Kalkül eines Großkonzerns. Diese Vorstellung und die gesamte „Industrialisierung“ des Musikbusiness, welche in den letzten Jahren noch erheblich zugenommen hat, widern mich an. In der heutigen Zeit kommt es nicht mehr darauf ab, talentiert zu sein und es aus eigener Kraft an die Spitze zu schaffen, nein, es geht nur mit faulen Tricks, wie dem Aufpolieren der Stimme einer Künstlerin. Im nächsten Frühjahr erscheint Fearless auch in Deutschland. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass die Formel der Erfolgs auch hierzulande aufgeht. Ein Hoch auf den Industriekapitalismus, der die musikalische Qualität langsam aber sicher zu Grabe trägt!
Nachtrag: (15.01.09): Natürlich habe ich mich inzwischen genug über das ekelhafte Marketing geärgert. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Fearless 13 wunderbare Pop-Ohrwürmer enthält, die man immer wieder hören kann. Dadurch komme ich in den Zwiespalt, dass ich etwas, dass ich eigentlich verachte, nun auf einmal doch gut finde. Kann man etwas als gut empfinden obwohl man weiß, das es ein künstliches Produkt ist? Ist Musik, die keinem musikalischen Anspruch genügen würde durch perfekte Produktion in etwas Besonderes zu verwandeln? Darauf habe ich keine Antwort. Naja, hört mal rein. (4 von 5 Punkte für Fearless)

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Links zum Beitrag:
"Taylor Swift just can't sing!"
Die Diskussion, die mich dazu brachte den Artikel zu schreiben.
"Taylor Swift just can't sing!"
Die Diskussion, die mich dazu brachte den Artikel zu schreiben.

1 Kommentar

  1. http://www.taylor-fan.org

    Kommentar by Terje — 15. Januar 2009 @ 17:28

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