13. Juni 2008

Okami (Wii)

Category: Games,Kunst — Dennis @ 23:38

Okami (Wii) Oh oh, es riecht nach Blasphemie in diesen heiligen Sneakcast-Hallen: Dennis bespricht ein Videospiel. Naja, nicht irgendein Videospiel…
Wie die Kategorie dieses Artikels etwas kontrovers andeutet ist Okami ein Kunstwerk – und was für eins. Zwar gibt es das Ganze schon seit mehr als einem Jahr für die Playstation 2, seit heute ist das Spiel aber auch für die Wii (die, meiner bescheidenen Meinung nach, einzig innovative Konsole) verfügbar. Doch, was ist Okami?
Okami ist zunächst einmal ein japanischer Ausdruck für Wolf und damit sind wir direkt dabei: Ihr spielt Amaterasu, die Wiedergeburt von Shiranui, einer auf die Erde (genauer gesagt in das klassische Japan) gekommenen Manifestation eines Sonnengottes. Dieser hat vor hundert Jahren zusammen mit dem Helden Nagi den Dämon Orochi besiegt und in eine bewachte Höhle verbannt. Doch wie man das so kennt, hält keine Verbannung für immer und so wird auch Orochi befreit und bringt wieder Unheil über die Welt. Somit ist es an Amaterasu (und dem Sidekick Issun), Orochi zu bändigen und die Welt zu retten.

Das alles ist nicht wirklich außergewöhnlich und obwohl die Story von Okami ganze Bände füllen könnte (allein die ersten zwanzig Minuten des Spiels verbringt man mit der Einführung in die hier kurz umrissene Geschichte, bevor man den Controller überhaupt in die Hand nehmen kann), hat man auch Geschichten in diesem Umfang bereits gesehen. Was Okami anders macht, fällt aber eigentlich direkt nach dem Einlegen der DVD auf: Der Stil des Spiels - und so kommen wir wieder zum Thema Kunst zurück.

Okami ist wie ein Gemälde aus den feudalen Zeiten Japans. Amaterasu läuft durch eine Welt, die - je nach Fortschritt des Spielers - entweder aus düsteren, bedrohlichen Grün- und Brauntönen oder aus überschwänglichen Farben samt fallender Blütenblätter und Wind in den Bäumen besteht; selbst die Zwischensequenzen haben die körnige Textur von feinem Papier im Hintergrund und wirken wie gemalt.

Das Highlight des Spiels hat genau mit dieser Idee zu tun: Jederzeit hat der Spieler die Möglichkeit, das Geschehen anzuhalte und als Gemälde zu betrachten. Mit der Wiimote (der Wii-Fernbedienung) lassen sich nun Pinselstriche auf dem Papier führen, die dann, nach Fortsetzen des Spiels, ihre Wirkung entfalten. Je nach Malgeschwindigkeit und Abstand zum Fernseher entstehen dünne oder dicke Linien, die unterschiedliche Auswirkungen haben. Natürlich gibt es hier die obligatorischen destruktiven Zeichen (ja, auch die von allen Zelda-Spielern geliebte Bombe ist dabei), aber auch beispielsweise eine Geste, um Bäume wieder zum Blühen zu bringen, Seerosenblätter auf dem Wasser erscheinen zu lassen oder komplette Gegenstände aus dem Nichts zu erschaffen.
Auch wenn das hier sehr umständlich und theoretisch klingt: Das Ganze ist sehr gut in das Spielgeschehen integriert und wenn man sich erst einmal an die Steuerung und Tastenbelegung gewöhnt hat, geht einem der Wechsel zwischen den Modi leicht von der Hand.

Ungewöhnlich dabei: Okami nimmt sich trotz der durchaus ernsten Storyline selbst nicht ganz so wichtig. Hier schläft ein Charakter während eines längeren Monologes seines Gegenübers schon einmal ein und muss erst wieder aufgeweckt werden, bevor es in der Story weitergehen kann. Glück (eine Art Erfahrungspunkte für alle Rollenspieler) gibt es nicht nur durch das Lösen von Aufgaben oder Besiegen von Gegnern, sondern auch für das Füttern von diversen Waldtieren, die alle ihre eigenen kulinarischen Vorlieben haben.

Wirklich beurteilen kann ich Okami natürlich noch nicht - ich habe gerade einmal die ersten fünf Stunden Spielzeit hinter mir und habe damit gerade einmal an der Oberfläche gekratzt. Trotzdem zieht mich das Ganze wie schon seit Jahren kein Spiel mehr in seinen Bann.
Natürlich gibt es auch ein paar kleine Kritikpunkte (die zeitweise unpraktische Kameraführung zum Beispiel), aber alles in Allem überwiegt das Gefühl, hier ein Stückchen Software in der Hand zu halten, das endlich einmal wieder mit Liebe zum Detail, Herzblut und sehr, sehr viel Zeit entwickelt wurde.

Und was ist Kunst eigentlich anderes?

Fünf von fünf Pinselstrichen für Okami. Skeptiker sollten sich das Gameplay-Video ansehen oder das Spiel wenn möglich einmal antesten. Wer nach der ersten halben Stunde nicht gefesselt ist, der darf dann gerne wieder ins Museum gehen, um Werke der klassischen Postmoderne unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Veränderungen durch die Einführung der elektrischen Schreibmaschine zu besichtigen. Denn Kunst ist ja schließlich glücklicherweise Ansichtssache.

Dennis

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Links zum Beitrag:
Okami-Gameplay-Video bei youtube
Die offizielle Okami-Website

4 Comments

  1. Ich wüsste nicht, was gegen Videospielrezensionen auf Sneakcast sprechen sollte. Falls es mehr werden, sollten wir allerdings eine entsprechende Kategorie einführen. Bei Okami will ich nach Deiner Beschreibung glauben, dass das als Kunst durchgeht, doch das wird sicher nicht für alle Videospiele gelten.

    Ich melde mich übrigens freiwillig, das Spiel zu gegebener Zeit mal auszuprobieren… ;-)

    Kommentar by Patrick — 14. Juni 2008 @ 20:17

  2. @ Dennis: Darf ich das richtig als Aufforderung verstehen, jederzeit bei dir einzufallen um stundenlang Okami zu zocken? Dafür wäre ich dann auch zu haben…

    Kommentar by Anne — 15. Juni 2008 @ 22:43

  3. @ Dennis: Darf ich das richtig als Aufforderung verstehen, jederzeit bei dir einzufallen um stundenlang Okami zu zocken? Dafür wäre ich dann auch zu haben…

    Ha, irgendwie musst du mich da falsch verstanden haben… Ich kenne da jemanden, der viel näher bei dir wohnt, der das Spiel auch hat ;o)

    Kommentar by Dennis — 16. Juni 2008 @ 14:37

  4. @ Dennis: That’s me!!!

    Kommentar by Terje — 17. Juni 2008 @ 14:47

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