22. Mai 2008

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Category: Film,Sneak — Terje @ 7:18

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Die Spatzen pfeifen es schon seit Wochen von den Dächern: Einer der bekanntesten und beliebtesten Leidwandhelden feiert 2008 sein furioses Comeback: Indiana Jones.

Nach seinen drei Abenteuern Jäger des verlorenen Schatzes (1981), Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) sowie Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) war es lange Zeit still um ihn geworden. Doch nach der Jahrtausendwende wurden in unregelmäßigen Abständen Gerüchte laut, die von einem vierten Film sprachen. Harrison Ford zeigte konstant Interesse, erneut in die Rolle des Archäologen zu schlüpfen. Doch erst in Jahr 2006 wurden die Streitigkeiten um das Drehbuch geklärt und die Produktion bekam grünes Licht. Wie bei Lucasfilm üblich wurden alle Details so lange und so gut es ging unter Verschluss gehalten. Die Spannung stieg bei der Fangemeinde bis ins Unermessliche. Jetzt ist er da!

Zuerst gibt es vielerlei Grund aufzuatmen: Harrison Ford (mittlerweile stolze 65 Jahre alt) ist genau so fit wie anno 1989. Er glänzt immer noch durch schnittige Oneliner, harte Kämpfe und dadurch, dass man nicht sieht wenn er einen Stuntman braucht. Der gesamte Look des Films entspricht in weiten Teilen dem der Originale, die digitalen CGI-Spielereien halten sich (weitesgehend) bedeckt. Alle Anspielungen auf die früheren Indy-Filme sind gelungen, sogar Star Wars wird zitiert (“Ich hab da ein ganz mieses Gefühl.”). Der Zeitwechsel von den 30er in die 50er Jahre ist konsequent vollzogen worden und der Wechsel vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg sorgt für einige Frische. Aber gerade dadurch, dass trotz 20 vergangener Jahre (der Film spielt 1957) immer noch eine große Distanz zur Gegenwart herrscht bleibt ein unwiderstehlicher Retrocharme erhalten, der schon die Vorgänger auszeichnete. Die Geschichte gibt sich typisch Indy-like und das Schatzsucher-Fieber stellt sich schon in den ersten paar Minuten ein.

Aber leider ist es eine George Lucas-Produktion, was man dem Film auch hin und wieder anmerkt. Nachdem der “Altmeister” mit den schlechten Star Wars Episode I & II, und der ganz ordentlichen Episode III viel von seiner einstigen Beliebtheit verspielt hat, fürchteten die Fans, es würde nun auch noch Indy an den Kragen gehen. Zugegeben, die minutenlange Jagd durch den Dschungel, bei der Mutt Williams (Shia LaBouef) gegen Irina Spalko (Cate Blanchett), jeder auf einem Jeep stehend miteinander um den Kristallschädel fechten, treibt einem Tränen (oder sollte ich sagen Erinnerungen an Fluch der Karibik 2) in die Augen. Manche Szene wirken einfach lächerlich, deplatziert und effektüberladen. Hier sei vor allem auf das Ende verwiesen, welches einfach zu übertrieben war.

Man kann im Falle von Indiana Jones jedoch nicht davon sprechen, dass George Lucas (Produzent) irgend etwas versaut hätte, denn Regie führte niemand anderes als (diesmal wirklich) Altmeister Steven Spielberg, dem auf dem Regiestuhl noch niemand etwas vorgemacht hat und der nach schrecklichen Machenwerken der vergangenen Jahre (Krieg der Welten) sich auf seine alten Stärken zurück berufen hat.

Insgesamt ist Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ein spannender Abenteuerfilm mit kleinen Schönheitsfehlern geworden, der auf ganz unterschiedlichen Ebenen einer älteren Schule des Filmemachens angehört und der in der Zeit des Massenkapitalismus im Rudel des Nachfolgerwahns positiv hervorsticht. Einige werden jetzt Fragen: “Und welche Note kriegt der Film jetzt?” Tja, ich werde mit einem Zitat von Harrison Ford kontern: “Es ist mir egal, was die Kritiker sagen, solange der Film dem Publikum gefällt.”

Wenn das so ist, sitze ich im Publikum, sicher auch bei Indiana Jones 5.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (4 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)
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Indiana Jones bei imdb

1 Kommentar

  1. Ich würde mich den Lobeshymnen sehr gerne anschließen, aber ich kann einfach nicht. Für mich ist Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels zwar ein kurzweiliger Abenteurfilm mit einer gehörigen Portion Humor und Action aber keinesfalls eine würdige Fortsetzung der phänomenalen Indy-Trilogie.

    Die guten Nachrichten: Harrison Ford ist nach wie vor Indiana Jones. Ein wenig älter, abgeklärter, manchmal geradezu vorsichtig aber immernoch Indiana Jones mit seinen unvergleichlich schnittigen Sprüchen und dem harten, uncharmanten Charme.
    Sein Anhängsel, Mutt Williams (Shia LaBouef), passt wundervoll in den Film und schlägt sich wirklich großartig.
    Auch die Actionsequenzen stimmen größtenteils und folgen dem gewohnten Indy-Surrealismus. Die Szene mit dem Kühlschrank ist zum Beispiel phänomenal. Absolut unrealistisch und trotzdem glaubhaft und passend im Indy-Universum.

    Womit man noch leben kann: Die Russen sind keine ernstzunehmenden Gegner und Irina Spalko (Cate Blanchett) kommt zwar angenehm verrückt daher, kann den Erzbösewichten der früheren Filme aber nicht das Wasser reichen.
    Obendrein kommt Indys Peitsche in dem Film viel zu kurz und die “Abenteuergruppe” wird bald schon zu groß und gleicht eher einem psychologischen Kaffeekränzchen.

    Die schlechten Nachrichten: Dass George Lukas nach der grottenschlechten Star Wars Vorgeschichte den Titel ‘Altmeister’ verspielt hat und man kaum glauben mag, dass er einst die großartigen Episoden IV-VI geschaffen hat, überrascht niemanden mehr. Dass aber auch Steven Spielberg lediglich ein Schatten seiner selbst ist und augenscheinlich nur noch den immer gleichen Abklatsch des Begegnung der dritten Art-Motivs produzieren kann, enttäuscht ungemein. Man muss sich wirklich fragen, warum Jahre vergehen mussten bevor die flache Stroy um den Kristallschädel in ein Drehbuch gegossen werden konnte.
    Entsprechend wirkt der ganze Film wie Indiana Jones light: Das mystische Element, der Masterplan der Bösewichte, die Schatzsucheratmosphäre — nichts.
    Die Bösen plaudern ihre Absichten schneller aus, als man hinhören kann. Die archäologischen Stätten und Tempel beherbergen keine Rätsel und — welch Grauß — keine Fallen! Die Gruppe marschiert einfach und praktisch unbehelligt durch die Gewölbe. Die Spannung sinkt dabei auf den Tiefpunkt. Alle Probleme wie geschlossene Türen oder Eingeborenenangriffe lassen sich durch schlichtes Hochhalten des im Filmtitel erwähnten Objekts lösen: einfach nur lahm!
    Und obendrein Spielbergs klischeehafte, ausgelutschte science fiction: grauenhaft.

    Alles in allem gerade noch eine 3-, weil Indy glaubhaft rüberkommt und die Action stimmt.

    Kommentar by Patrick — 26. Mai 2008 @ 2:20

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