26. November 2007

The Condemned – Die Todeskandidaten

Category: Film,Sneak — Dennis @ 23:25

The Condemned - Die Todeskandidaten Es gibt auf diesem Planeten ja so einige Filme, die ich mangels eines besseren Wortes als verstörend beschreibe. Children of Men war beispielsweise so ein Film, der mich fesselt, knebelt und mir immer und immer wieder in den Magen tritt, bis ich keuchend und blutend auf dem Boden liege und versuche, das, was ich da sehe, zu fassen, zu verstehen.
Verstörend war auch der heutige Sneak-Film, The Condemned – leider aus den völlig falschen Gründen.

Die Kurzzusammenfassung: Ein Millionär hat die tolle Idee, zehn zum Tode verurteilte Verbrecher aus allen Winkeln der Erde auf eine Insel zu schicken und einem von ihnen die Freiheit zu schenken, wenn er als letzter überlebt. Darüber hinaus bekommt jeder Spieler (ja, das Wort wird tatsächlich mehr als einmal benutzt) einen kleinen Fußgurt mit ein bisschen Plastiksprengstoff angelegt, der nach sechsunddreißig Stunden (oder so) explodiert. Das Ganze wird dann noch für das zahlende Publikum live im Internet übertragen – fertig ist das Geldscheffel-Konzept.

Eigentümlicherweise stört dieser menschenverachtende Scheiß niemanden der Beteiligten, bis einige von ihnen plötzlich merken, dass die Leute da ja Menschen sind und sich da vor laufender Kamera gegenseitig umbringen, verstümmeln oder vergewaltigen. Da fällt ihnen auf einmal auf, dass das Ganze vielleicht doch nicht so ganz mit rechten Dingen zu geht; abgesehen von ein paar empörten Gesichtern und einer schier endlosen Diskussion (während der im Hintergrund fröhlich weiter gefoltert wird) ändert sich aber natürlich nichts.

Neben neun bösen Straftätern gibt es natürlich auch den zehnten, von Steve Stone Cold Austin (einem angeblich sehr bekannten Wrestler) gespielten Ex-Marine und Ex-Spezialeinheiten-Fuzzi, der nur durch einen dummen Zufall in diese missliche Lage geraten ist und nach anfänglichem Gutmenschentum beim Schlachtfest fröhlich mitmischt.

Dazu kommen dann noch ein paar markige Sprüche, wortfreie Blicke in die Kamera, eine Liebesgeschichte, die billiger nicht sein konnte und eine Horde von Irren vor und hinter der Kamera (und ich meine nicht nur das Millionärs-Team im Film)!

Das alles wäre noch zu ertragen oder zumindest als “halt ein schlechter Film” abzustempeln, wäre da nicht diese unsägliche, unerträgliche moralische Grütze, die der Film uns ins Ohr zu gießen versucht. Man echauffiert sich darüber, dass das Produzieren solch einer gewalttätigen Scheiße doch menschenverachtend und äußerst schrecklich sei, nur um Sekunden später eine weitere Folterszene in Großaufnahme zu zeigen. In der einen Sekunde sind die Besucher einer Bar völlig geschockt darüber, was ihnen dort als Entertainment angeboten wird, in der nächsten sind sie vollkommen begeistert, als ihr Held Conrad (der besagte Ex-Fuzzi) dem psychopatischen Engländer und dem kampfsporterprobten Asiaten spitze Gegenstände in diverse Körperregionen führt.
Nein, so blutig wie diverse andere (bessere) Filme ist The Condemned bei weitem nicht, aber diese fürchterlichen Diskrepanzen zwischen beabsichtigter Aussage und Wirkung machen das Ganze noch viel unerträglicher.

WWE steht für World Wrestling Entertainment, diese tolle Sportart, bei der Leute zum Spaß so tun, als ob sie mit allerlei Mobiliar aufeinander eindreschen. Gut, wer’s mag, jedem das seine. Was hier aber abgeliefert wird ist billigster Action-Murks ohne jedweden Funken Vernunft, Sinn und Verstand. Ja, liebe Filmemacher, wie ihr schon sagt sind sicherlich die Eltern dafür verantwortlich, ihrem Nachwuchs eine gewisse mediale Kompetenz anzueignen und ihn nicht einfach mit der schönen, neuen Welt allein zu lassen. Aber was ihr hier abliefert ist einfach nur billig.

Allein ein paar gute Sprüche und ein paar schöne Landschaftsaufnahmen retten The Condemned vor dem null-Punkte-Absturz. So landen wir bei einem halben von fünf… ach, was weiß ich denn… ein halber Punkt. Bitteschön. Dankesehr. Gute Nacht.

Dennis

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