14. August 2007

Reign Over Me – Die Liebe in mir

Category: Film,Sneak — Dennis @ 8:12

Reign Over Me Die gestrige Sneak begann ganz amüsant… es durften mit Überraschungseierplastikknubbeln im Mund Filmtitel oder -personen in den Raum gerufen und erraten werden. Der Abschluss der Einführung stimmte mich aber etwas misstrauisch, als er – und ich war mir nicht ganz sicher, ob er das Plastikdingens aus dem Mund genommen hatte oder nicht – sagte, dass der FIlm wohl “ganz gut” wäre und dass er ihn sich “auch ansehen würde”. Würde? Wenn die Alternative Daniel der Zauberer wäre, oder wie? Ich war gespannt.
Der erste Gedanke, als nach den Logos der Produktionsfirmen (“oh, schon was Größeres”) der Name Adam Sandler auf der Leinwand erschien, lag ungefähr in der Gegend von “oh Scheiße”. Gut, bei Little Nicky konnte ich mir zwischendurch ein Grinsen nicht verkneifen, aber der Rest, den ich bisher von Sandler zu Gesicht bekommen hatte, sprach in meinen Augen nicht gerade für ihn…
Um so überraschter war ich, Sandler die ersten zwanzig Filmminuten überhaupt nicht zu Gesicht zu bekommen. Don Cheadle durfte als unter der Fuchtel seiner Frau (Jada Pinkett Smith) stehender Zahnarzt Alan Johnson erst noch ein wenig an seinem Lebensstil zweifeln, bevor er Sandlers Charlie Finemann begegnet, einem Außenseiter, einem Freak, einem ungewaschenen, ungekämmten Tagträumer, der mehr in seiner eigenen Welt als im strahlenden New York lebt.
Und da hat mich der Film das erste Mal überrascht. Von Jim Carrey wusste ich ja schon, dass man Comedy-Schauspieler nicht unbedingt unterschätzen sollte, aber Sandler hatte ich so etwas nicht zugetraut. Zugegebenermaßen, er spielt eigentlich den gleichen Charakter wie immer, den Verlierer, der etwas gegen die Welt und gegen den die Welt etwas hat, aber… vielleicht war es die Ausstattung, vielleicht das Make-Up, aber ich habe Sandler diese Rolle bis zum letzten Augenblick abgenommen. Er war nicht peinlich oder übertrieben, sondern ehrlich. Einfach ehrlich.
Ein paar Worte zur Story, die eigentlich gar nich so außergewöhnlich wichtig ist: Fineman hat seine Familie verloren und sich seitdem in seine eigene Welt zurückgezogen, trifft seinen alten Studienkameraden Johnson, der versucht, ihm zu helfen, wieder mit seinem Leben klar zu kommen. Sie begegnen Charlies hochspießigen Schwiegereltern, der Psychologin Dr. Oakhurst (irgendwie ist mir bisher noch nie aufgefallen, wie künstlich das Gesicht von Liv Tyler mittlerweile aussieht) und landen schließlich vor Gericht, wo der Richter Donald Sutherland seine majestätische Königstigerwürde ausspielend für ein paar MInuten den ganzen Film an sich reißt.
Die großen Enthüllungen über Charlies Vergangenheit sind gar nicht so groß, die Wandlung der Charaktere gar nicht so beeindruckend und die schauspielerische Leistung – abgesehen vom erwähnt irgendwie beeindruckenden Sandler – gar nicht so toll… aber trotzdem funktioniert der Film irgendwie.
Er kann sich nicht ganz entscheiden, ob er Komödie oder Post-9 11-Drama (ach, jetzt hab’ ich’s doch verraten) sein will, aber das stört eigentlich gar nicht so häufig.
Der Score von Rolfe Kent und der großartige Soundtrack überspielen die Momente des allergrößten Kitschs und… gut, vielleicht nicht des allergrößten…
Irgendwie fühlt sich Reign Over Me (übrigens wieder einmal eine verflucht üble Übersetzung des Titels) an wie eine Liebeskomödie (erwähnte ich den irreführenden Titel?), nur ohne zu viel Liebe und mit nicht so richtig viel Komödie. Vielleicht liegt’s an New York, vielleicht an den melancholischen Fahrten durch diese Stadt, auf denen wir Charlie begleiten, ich weiß es nicht.
Ich hatte auf jeden Fall einen schönen Abend, auch wenn die 124 Minuten vielleicht etwas sehr viel sind…
Also, insgesamt dreieinhalb Küchenneudekorationen für Reign Over Me.
 Dennis

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