16. September 2009

Verblendung (OmU)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 22:18

Letzte Woche hatte die Sneak in Münster einen besonderen Leckerbissen für mich: Verblendung als schwedisches Original mit Untertiteln. Da ich Schwedisch verstehe und die Buchvorlage von Stieg Larsson gelesen hatte, war der Film für mich genau richtig. Ich war schon sehr gespannt darauf, wie die filmische Umsetzung gelungen ist, und ich war — um es vorweg zu nehmen — von dem Film auch sehr angetan. Das mag aber nicht allen so gegangen sein — diese Rezension, die aus der Sicht einer skandinavophilen Krimi-Liebhaberin geschrieben ist, ist also gelinde gesagt voreingenommen.

Für diejenigen, die Stieg Larssons Bestseller nicht kennen: Der Journalist Mikael Blomkvist wird beauftragt, herauszufinden, was vor 39 Jahren mit Harriet Vanger geschehen ist. Das Mädchen verschwand damals spurlos von einer abgeriegelten Insel. Verdächtig sind die Mitglieder der Familie Vanger. Als die Zeit voranschreitet, schaltet sich die Ermittlerin Lisbeth Salander ein, die eine begnadete Hackerin ist und über eine gute Kombinationsgabe verfügt.

Das Buch ist sehr komplex und lang, dabei aber spannend gemacht. Es verwundert daher nicht, dass auch der Film an die zweieinhalb Stunden dauert. Dabei sieht man dem Film seine schwedische Herkunft an: Lange Natureinstellungen, die die Kälte des schwedischen Winters näher bringen, sowie schonungslose Filmeinstellungen.

Auch die Schauspieler waren Schweden und mir durchweg unbekannt. Ich war über das Aussehen einiger Personen etwas verwundert, aber sie haben ihre Sache gut gemacht. Generell wurde die filmische Kunst gekonnt genutzt, um die Story näher zu bringen. Auch die, die vorher noch nie etwas von Verblendung gehört hatten, sollten in der Lage gewesen sein, der Story zu folgen.

Dem Kundigen fällt natürlich auf, dass einige Wendungen der Schere zum Opfer gefallen sind, aber damit lässt sich wohl leben. Schwierig könnte es jedoch werden, falls auch Verdammnis und Vergebung verfilmt werden — dann fangen möglicherweise Stückelei und Rückblenden an.

Insgesamt ein sehr gelungener Film, an dem ich tatsächlich nichts auszusetzen habe: fünf von fünf Blumenbildern.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
6. September 2009

District 9 (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 19:38

Südafrika, vor 20 Jahren: Über Johannesburg taucht ein riesiges Raumschiff auf. Nachdem sich einige Monate lang nichts dort drin gerührt hat, brechen die Menschen das Raumschiff auf. Darin finden sie eine Gruppe Außerirdischer, die in einem schlechten Gesundheitszustand sind. Diese werden zum Erdboden gebracht und provisorisch untergebracht.

Südafrika, heute: Aus der provisorischen Unterbringung ist ein Alien-Slum geworden, der District 9. Die Aliens werden von den Menschen als “Prawns” beschimpft und gelten als Abschaum. Weil die Bevölkerung die Anwesenheit der Aliens nicht länger tolerieren will, sollen diese zu einem neuen Lager mitten in der Wüste verfrachtet werden.

Wikus van de Merwe (Sharlto Copley) ist Mitarbeiter der MNU, einer privaten Organisation, die das Alienlager im Auftrag der Regierung überwacht. Er erhält den Auftrag, den Aliens ihre Evakuierungsanordnung zuzustellen. Doch dabei geht etwas schief und Wikus sieht sich plötzlich von allen Seiten verfolgt. Der einzige, dem er vertrauen kann, ist ein Alien namens Christopher…

Wer sich auch nur ein bisschen mit der Geschichte Südafrikas auskennt, erkennt sofort, dass der Film die Apartheidspolitik aufs Korn nimmt. Die strikte Trennung von Aliens und Menschen ist Beweis dafür. In dem Kurzfilm Alive in Joburg, auf dem District 9 beruht, werden Aussagen verwendet, die sich usrprünglich auf Flüchtlinge aus Zimbabwe beziehen, aber auch gut die negative Einstellung den Aliens gegenüber widerspiegeln könnten. Dieser Ansatz ist durchaus gelungen und schafft es gleich zu Anfang, das Interesse an dem Film zu erhalten. Dabei hilft, dass der Film wie eine Dokumentation aufgemacht ist: viel Information wird im Interviewstil vermittelt und zu Anfang des Films spricht auch Wikus zur Kamera. Die entsprechend schlechte Kameraführung und -qualität ist konsequent.

Leider verliert sich diese kritische Perspektive zum Ende des Films hin immer mehr. Die Geschichte wird konventioneller, und das letzte Drittel des Films ist - in guter Peter Jackson-Manier - eine Actionschlacht. Die den ganzen Film beherrschenden sozialen Konflikte werden nicht gelöst, sondern der Film verdichtet sich immer mehr zur Geschichte eines Einzelschicksals. Möglicherweise soll hier irgendwann eine Fortsetzung gedreht werden. Hier gab es jedenfalls Potential für mehr.

Störend war, dass die eigentliche Story stellenweise an den Haaren herbeigezogen wirkte und viele Fragen offen ließ. Man erfährt nicht, wo die Aliens herkommen und wie es kommt, dass sie die menschlichen Sprachen nicht sprechen, die Menschen sie aber verstehen können. Angesichts der Tatsache, dass sie sehr gut mit dem irdischen Klima und der Nahrung zurechtkommen, wäre es durchaus von Interesse gewesen, zu erfahren, wie deren Heimatplanet aussieht. Die Story, warum die Aliens auf der Erde geblieben sind, ist zudem, mit Verlaub gesagt, unglaubwürdig. Ich weiß nicht, ob da Informationen der Kürzung zum Opfer gefallen sind, aber so macht es einfach keinen Sinn! Leider tragen diese Informationen den halben Film.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Film beruht auf einer originellen Idee, wird dieser aber nicht 100%-ig gerecht. Durchaus sehenswert, aber nicht herausragend: 3,5 von 4 Sternen.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (4 Stimme(n), durchschnittlich: 3,75 von 5)