6. Januar 2009

Die Buddenbrooks

Category: Film,Literatur — Anne @ 11:28

Die Buddenbrooks
Wer die literarische Vorlage von Thomas Mann kennt, wird wissen, dass diese sich nicht unbedingt zur Verfilmung eignet. In aller Ausführlichkeit und mit vielen Beschreibungen gespickt erzählt Mann Ereignisse aus dem Leben der Familie Buddenbrook, die erst gegen Ende ein klareres Bild von deren Verfall ergibt. Wissend, dass eine Verfilmung schon auf Grund dieser Tatsache einen schweren Stand haben muss, ging ich ins Kino, bereit, gewisse Abstriche zu machen.

Wie kann ein Buch verfilmt werden, das seinen Gesamteindruck auf so subtile Weise vermittelt? Meiner Ansicht nach nur durch die subtile Verwendung aller filmischen Mittel. Dennis hat es mit seinen SDF-Kriterien auf den Punkt gebracht — und am S und F, also bei Schauspielern und Filmtechnik, zeigt sich die Qualität einer jeden Buchverfilmung. Das gilt in ganz besonderem Maße für ein Buch wie Die Buddenbrooks, das keinen Plot mit einer Spannungskurve enthält.

Jessica Schwarz hat gesagt, sie fände den Film im Ergebnis enttäuschend. Enttäuschend fand ich Jessica Schwarz als Tony Buddenbrook. Ganz abgesehen davon, dass sie sich äußerlich nicht verändert hat, obwohl der Film an die 20 Jahre umfasst, blieb auch ihre Mimik immer gleich. Hier half es nicht, dass gerade die Passagen um Tony gekürzt und umgeschrieben worden waren. So wirkten die Szenen mit Tony nicht authentisch - schade. Besser gefielen mir August Diehl als Christian und Mark Waschke als Thomas Buddenbrook. Ihnen sah man das Altern und die zunehmende Verbitterung eher an, und hier merkte man auch durch Blicke ausgedrückte Schauspielkunst. Die Szenen mit den beiden waren eindeutig die Glanzpunkte des Films.

Zu bemängeln ist hingegen der Einsatz der typisch filmischen Mittel. Die Musik hat - abgesehen von Gerdas Geigenstücken - bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und sollte wohl nur im Hintergrund stehen. Die Kameraführung war zu Anfang äußerst unoriginell, wurde gegen Ende dann aber etwas inspirierter. Da hätte man schon einiges mehr herausholen können! Auffällig war der Versuch, das Wetter als Metapher für einzelne Stimmungen und zur Untermalung der Szenen zu verwenden. Abgesehen davon, dass dies auch nicht gerade originell ist, war der Bezug so offenkundig und alles andere als subtil, dass er einfach nur plump wirkte.

Der Film hat sicher auch gute Seiten, so wie die aufwendige Kostümierung und das überzeugende Bühnenbild (Lübeck im 19. Jahrhundert). Und bis in die Nebenrollen hinein findet man durchaus passende und gute Schauspieler. Insgesamt erzählt der Film jedoch eine Geschichte nach, ohne sich um Tiefgang zu bemühen - oberflächlich. Das wird der preisgekrönten Vorlage einfach nicht gerecht.

Zwei von fünf Sack Weizen für diese filmische Erzählung.

Anne

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5. Januar 2009

Stephenie Meyer: Twilight

Category: Literatur — Terje @ 20:48

Endlich mal wieder eine Buchrezension auf Sneakcast. Ich habe mir gedacht, es könnte nicht schaden, den bedruckten und gebundenen Seiten auch mal wieder etwas Webspace zu widmen. Das Buch, das ich Euch heute vorstellen möchte ist zur Zeit dermaßen prominent, dass es auf dieser Plattform, die sich mit dem ungewöhnlichen, gewöhnlich unbeachteten beschäftigt zwar nahezu deplatziert wirkt. Aber ich komme dennoch nicht drum herum ein paar Worte über Twilight zu verlieren.

Stephenie Meyers Debütroman (in der deutschen Fassung als Bis(s) zum Morgengrauen bekannt) handelt von der 17-jährigen Bella Swan, die aus Phoenix, Arizona, in das verschlafene Städtchen Forks, Washington, zu ihrem Vater Charlie zieht. Neue Schule, neues Umfeld; alles so weit, so gut. Wäre da nicht dieser eigenartige Junge… kein Zweifel, Edward Cullen, der den Kontakt zu Bella um jeden Preis meidet, hat etwas Seltsames an sich, was ihn von den anderen unterscheidet. Bevor Bella dahinter kommt, wird sie auf dem Parkplatz der Schule nahezu von einem Truck überfahren und von Edward gerettet. Nach und nach bricht das Eis zwischen den beiden und schließlich erfährt Bella die Wahrheit: Edward ist in Wirklichkeit ein Vampir. Doch ist es für sie nun zu spät umzukehren, denn sie ist bereits unsterblich in ihn verliebt…

Zugegeben, wenn man die Ansätze der Handlung liest, dann wirkt das Ganze doch ziemlich fad. Ich habe auch zwei Jahre gebraucht, bis ich mich an das Buch herangewagt habe, nämlich als ich hörte, dass es verfilmt werden soll. Aber als ich einmal angefangen hatte und mich auf die Geschichte eingelassen habe, hat sie mich mehr und mehr in ihren Bann gezogen. Die Spannung nimmt mit fortschreitender Handlung mehr und mehr zu und auf den letzten 100 Seiten kann man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Charaktere sind fein ausgearbeitet und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Das Ende macht dann auch so viel Lust auf mehr, dass man gleich den zweiten Band New Moon zur Hand nehmen will.

Mich hat Twilight als Mischung aus modernem Vampirroman und Teenagerromanze persönlich angesprochen und meine Erwartungen wurden vollständig erfüllt. Leider hat dies zur Folge, dass ich von der Verfilmung, welche ab dem 15. Januar im Kino läuft, wahrscheinlich enttäuscht sein werde. Nichtsdestotrotz vergebe ich 4 von 5 Vampirzähne für diesen lesenswerten Jugendroman.

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3. Januar 2009

Clueso – So Sehr Dabei

Category: Kram — Dennis @ 15:50

Clueso - So Sehr Dabei Nachdem Terje sich ja (zu recht) beschwerte, der einzige Musikrezensent des Sneakcasts zu sein, regte sich mein schlechtes Gewissen. In der Tat hatte es mich in der letzten Zeit immer mal wieder in den Fingern gejuckt, hier ein paar Zeilen über meine musikalischen Erlebnisse zu schreiben. Jetzt ist es also so weit.

Clueso ([klyˈzo] gesprochen) heißt im wirklichen Leben Thomas Hübner und macht schon so einige Jahre Musik. Nach seiner wilden Zeit als Rapper ist er nun etwas ruhiger geworden (das klingt bei einem Endzwanziger irgendwie schlimm, oder?) und hat wahrscheinlich durch seinen zweiten Platz bei Stefan Raabs lustiger Musikantenrunde seinen Namen in der Deutschen Gehörgänge geschaufelt.

Schon seit einiger Zeit ist nun So Sehr Dabei auf den Plattenmärkten dieser Welt verfügbar und nun Opfer meiner ersten Live-Rezension – einer Rezension beim Durchhören. Also, los geht’s.

Barfuß ist der erste Grund, warum ich das Album entgegen der CDDB-Empfehlung “Singer/Songwriter” statt “Hip-Hop” getaggt habe. Gitarren, Gesang, pur, klar. Kein Schnickschnack. Schön. Reinhörtipp!

Augen Zu fängt brav an, haut aber im letzten Drittel mit ein paar E-Gitarren auf die Ohren. Nachts-auf-der-Autobahn-Musik.

Niemand An Dich Denkt: Hier hört man, dass Clueso mit Grönemeyer getourt ist. Sogar die Stimme. Very relaxed. So warm wie’s gerade draußen ist.

Wir Wolln Sommer: Hüftwackelig funky. Coole Misleads. Cabrio-Feeling.

Geisterstadt klingt ein bisschen, als wäre Clueso beim großartigen Niels Frevert in die Schule gegangen. Lässt sich viel Zeit. Ganz viel Zeit. Man könnte auch sagen, es zieht sich etwas.

Mitnehm ist die erste Single und eine gute Wahl dazu. Entspannt und cool. Autometaphern sind ohnehin seit Niels Frevert (der übrigens auch sonst so einige Parallelen zum Herrn Clueso zeigt) eine ganz eigene Liga.

Gewinner weckt Erinnerungen an Peter Licht (was macht der eigentlich so?). Macht sich. Langsam. Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei, uns zu verlieren

Schreibe Dir: Oh, Balladen-Zeit. Sehr smooth und eingängig. Würde mich nicht wundern, wenn der Song demnächst in diversen Soaps im Hintergrund zu hören ist…

Keinen Zentimeter: Bisheriger Lieblingssong des Albums. Angenehm kryptischer Text und saucooler Refrain.

So sein wie du groovt ordentlich. Ein bisschen beliebig, aber…

Utopie beginnt wie eine gute Grönemeyer-Parodie, entwickelt sich zu ner Fanta 4-Nummer, dann zu einem wunderschönen streicherlastigen elegischen Dings, äh, Stück. Äußerst groß!

Verlierer ist gut fürs zu Fuß unterwegs sein und Kopfnicken. Hmja.

Pause ist ein Instrumental, das genau so klingt, wie es heißt. Hört nur leider dann auf, wenn es so richtig interessant würde.

Jede Stadt: Hier packt Clueso seine Songwriter-Keule aus. Auf den Dächern über der Stadt sitzen-Musik.

So sehr dabei: Die Party ist vorbei, irgendjemand hat das Licht angemacht und die Gastgeber räumen die ersten zerbrochenen Flaschen aus dem Weg. Und plötzlich läuft dieser Song…

Abspann (Weck sie nicht auf) ist der akustische Rausschmeißer des Albums mit Barbershop-Einflüssen. Nett.

Insgesamt ist So Sehr Dabei – immerhin ja meine erste Berührung mit Clueso – ein Ding mit Ecken und Kanten, nicht ganz rund, nicht ganz stimmig, aber interessant und abwechslungsreich und verdient damit lockere dreieinhalb von fünf Grönemeyer-Statuen.

Dennis

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Niels Frevert

Kurzer Prozess (Righteous Kill)

Category: Film,Sneak,Wuppertal — Dennis @ 15:34

Kurzer Prozess (Righteous Kill) Was macht einen guten Film aus? Ich meine keinen guten Film, keinen beim Abendessen sehen-Film, keinen och ja, wenn die DVD mal draußen ist-Film, sondern einen wirklich, ehrlich guten Film? Für mich sind das objektiv drei Dinge: Schauspieler, Drehbuch und Filmtechnik. Natürlich ist das nicht alles; es gibt auch äußerst schlecht gemachte Filme mit komischen Schauspielern und merkwürdigem Drehbuch, die mich fesseln, aber grundsätzlich ist die SDF-Skala nicht nur schön zu tippen sondern auch meistens wahrheitsfindend.

Was ist also mit Righteous Kill, dem neuesten Wuppertaler Sneak-Film? Die erste Kategorie, Schauspieler, lässt sich bedenkenlos abhaken. Robert De Niro und Al Pacino gaben sich zuletzt gemeinsam in Heat von 1995 die Ehre. Nachdem De Niro sich in den letzten Jahren hauptsächlich damit beschäftigt hat, die Charaktere, in denen er den Zuschauern in Erinnerung geblieben war, nach und nach äußerst erfolgreich und amüsant durch den Kakao zu ziehen, war es um Al Pacino eher ruhig geworden, seit er das vielleicht boshafteste Gesicht in der Geschichte des Kinos in Filmen wie Im Auftrag des Teufels gestellt hatte.
Diese beiden, die wie kaum andere Schauspieler den Titel alte Hasen verdienen, passen unglaublich gut zueinander, spielen sich die Bälle zu und bleiben – vielleicht abgesehen von der Schlussszene – äußerst glaubwürdig. Auch die Nebendarsteller machen ihre Sache durchaus gut, auch wenn das Testosterongeprotze der Macho-Polizisten vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen ist.

Also, Schauspieler klappt gut, was ist mit dem Drehbuch? Gut, Righteous Kill überrascht nicht so sehr, wie man sich das wünschen könnte und ist auch kein The Departed (auch wenn der Stil wohl nicht unabsichtlich ähnlich ist). Die Charaktere heben sich nur durch die erwähnt gute Schauspielarbeit aus dem Einerlei der Zweidimensionalität ab und das große Finale mit dem überraschenden Ende ist leider weder so richtig groß noch so richtig überraschend. Von Russell Gewirtz, dem Autor des großartigen Inside Man hatte ich da eigentlich mehr erwartet. Viel mehr. Und dann ist da noch dieser Titel…

Bleibt die Filmtechnik. Leider ist auch hier nicht wirklich viel zu holen. Righteous Kill ist solide gefilmt aber leider wenig aufregend anzusehen.

Insgesamt ist Righteous Kill ein ganz nettes Filmchen für alle die, die Al Pacino und Robert De Niro mal wieder auf der Leinwand sehen wollen und gegen eine kleine Kriminalschmonzette im Hintergrund nichts einzuwenden haben. Routiniert, nichts weiter.

Eineinhalb von fünf Psychologennotizbüchern für Righteous Kill.

Dennis

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)